Mit Stumpf und Stiel eliminiert

Bei den 33 Linden der Seeseitner Allee handelt es sich um 80- bis 90jährige Bäume, die zum Teil auf von Finckschen Grundstücken stehen, zum größeren Teil jedoch Grenzbäume sind, die auch der Gemeinde Seeshaupt gehören. DieAllee liegt im Landschaftsschutzgebiet, wo Fällungen nur mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde erfolgen können.
Ein Sturm im Dezember 2018 hatte von einer Linde einen starken Ast abgebrochen. Der Baum wurde von der Seeshaupter Feuerwehr umgesägt und aufgearbeitet Das Landratsamt hatte die Fällung der beschädigten Linde und zweier weiterer Bäume genehmigt. Anschließend hat die von Fincksche Schlossverwaltung im Einvernehmen mit der Gemeinde Seeshaupt einen Wald-Gutachter beauftragt, die Verkehrssicherheit aller Alleebäume zu beurteilen.
In diesem sogenannte 1. Gutachten, dass in der Gemeinderatssitzung am 05.02 2019 bekannt gegeben, forderte der Sachverständige, dass alle Linden innerhalb von 14 Tagen gefällt werden sollten, weil sie nicht mehr verkehrssicher wären. Der Seeshaupter Gemeinderat hat diese drohende Beseitigung dieses landschafts-prägenden Naturdenkmals zur Kenntniss genommen.
Vom OGVS konnte die Kreisgruppe Naturschutz und die Trägergemeinschaft Bernrieder Vorsprung als Mitstreiter für die Erhaltung der Allee gewonnen werden. Sie beauftragten ein zertifiziertes Baum-Gutachterbüro, ein 2. Gutachten über den Zustand der Seeseitner Lindenallee zu fertigen. Dessen Ergebnis war, dass fast alle Linden stehen bleiben könnten, wenn entsprechende fachgerechte Kronenpflege-maßnahmen vorgenommen würden. Aufgrund dieses Gutachtens hat sich das Landratsamt als Untere Naturschutzbehörde schließlich überzeugen lassen, die Lindenallee weitgehend zu erhalten, wenn auch mit der Auflage, dass nochmals 4 Linden gefällt werden müssten.
Diese Entscheidung wurde jedoch von der Schlossverwaltung Seeseiten nicht akzeptiert. So kam es wohl auf massiven Druck der von Finckschen Verwaltung zu „Nachverhandlungen“, an denen leider kein artenschutzfachlicher Spezialist anwesend sein durfte. Das Ergebnis war, 6 weitere Linden wurden am 12. April 2019 gefällt, obwohl sie meist makellose Stammabschnitte aufwiesen.
Die historische Schlossallee ist nun auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Länge geschrumpft. 12 von ursprünglich 33 Linden blieben zunächst noch stehen. Der landschaftsprägende Charakter der ehemaligen Schlossallee ist so weitgehend verloren gegangen. Durch die Vernichtung der alten Bäume haben sich auch die Lebensbedingungen für bestimmte Arten deutlich verschlechtert. Hinzu kommt, dass die Verkehrssicherheit für diesen Restbestand nur für ein Jahr gewährleistet wurde. Es kann also durchaus sein, dass im kommenden Jahr nochmals einige Linden gefällt werden.
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